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Navidad - Noche Vieja - Reyes Magos
(Weihnachten, Silvester, Hl. Drei Könige)



Weihnachten ist nach wie vor das bedeutendste Fest eines Großteils der Menschheit -  aus religiöser, sowie aus wirtschaftlicher Perspektive, wobei das religiöse immer mehr in den Hintergrund verschwindet.  In Spanien ist Weihnachten jedoch trotzdem anders, denn wie sonst wohl nirgends gibt es hier eine sehr enge  Kombination von Tradition und Adaption. Ab Anfang Dezember werden mittlerweile wie im restlichen Europa die Straßen festlich beleuchtet und über Lautsprecher ertönen Weihnachtslieder (Villancicos).

In jeder Ortschaft Andalusiens werden „Belénes“ (Bethlehem-Krippen) aufgestellt. Diese sind häufig wahre Kunstwerke, die aus privater Initiative, oft mit Unterstützung der Stadt angefertigt werden - vielerorts werden auch Wettbewerbe veranstaltet und das Schönste wird prämiert. Das ganze Leben der biblischen Stadt, wie es damals war,  mit Maria, Josef, Stall, Krippe und Christkind, Karawanen, Flüsse, Berge, Vieh, Handwerker werden  sehr liebevoll und mit allen Details dargestellt. Verwendet werden auch „echte Materialen“ wie Wasser, Erde, und Pflanzen - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Seit einiger Zeit werden auch „Belénes Vivientes“, „lebende Krippen“ veranstaltet – die bekanntesten sind in Arcos de la Frontera und  Medina Sidonia . Meist von Nachbarschaftsvereinen organisiert, wird das Leben in Bethlehem mit echten Menschen und Tieren, meist auf einem zentralen Platz als Theater dargestellt. 


In der Vorweihnachtszeit steht in vielen Geschäften eine Schale mit typischem Weihnachtsgebäck wie polvorones, mantecados, Marzipan, turrón (am bekanntesten sind die Süßwaren aus Medina Sidonia) und dazu werden Stammkunden zu einem Gläschen Anis-Schnaps oder Sherry eingeladen.   Die Supermärkte sind zur Hälfte mit Geschenkwaren, hauptsächlich für Kinder, ausgestattet -  Auch in den Lebensmittelabteilungen wird alles im Überfluss angeboten – vor allem Schinken, Meeresfrüchte, Weine , Käse, Federvieh, etc.

In vielen Bars und Restaurants werden prall gefüllte Weihnachtskörbe verlost und nicht zu vergessen die Lottogemeinschaften für die große Weihnachtslotterie (Sorteo de Navidad) am 22. Dezember (seit 1812) - der Hauptgewinn heißt „El Gordo“. „Aqui hay loteria de navidad“, verkündet jeder, der Lose verkauft – und diese sind heiß begehrt und ein wichtiges Gesprächsthema bis zur Ziehung - immerhin gibt es riesige Gewinnausschüttungen – 2006 waren es 540 Mill. Euro und jeder hofft, einen Teil abzubekommen.

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Belén, Conil, 2007


Der 24. Dezember, Heilig Abend – „noche buena“ wird in möglichst großem Familienkreis und fröhlicher Runde bei einem opulenten Essen gefeiert. Seit kurzem werden bereits auch schon an diesem Tag kleine Geschenke verteilt, geschmückte Tannenbäume (wenn auch aus Plastik) dekorieren immer häufiger öffentliche und private Räume.

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Traditionell gibt es als Vorspeise iberischen Schinken (Jamón de Pata Negra), Langostinos und andere Leckereien. Als Hauptspeise wird auch hier gerne Braten serviert (Ente, Lamm, Gans, Schwein). Turrónes und das typische Weihnachtsgebäck runden das Mal ab. Zu späterer Stunde dann, bei Anis, Wein, Sherry, Brandy werden in vielen Familien noch „Villancicos“ gesungen. Als Instrumente dienen die Zambomba, eine leere Anisflasche mit einer Gabel, auch Töpfe u.a. Häufig kommen noch weitere Familien-mitglieder von einer anderen Feier dazu. Die Jugendlichen machen sich dann zu später Stunde noch auf den Weg ins Dorf, in die Disco.


28. Dezember: Dia de los Inocentes

Als die Könige aus dem Morgenland die Geburt eines Knaben,eines neuen Königs, verkündeten, ließ daraufhin Herodes, König von Judäa alle Jungen unter 2 Jahren töten. jesus konnte dem Gemetzel durch die Flucht nach Agypten entgehen, da Josef diese Tat im Traum vorhergesehen hatte. In der katholischen und orthodoxen Kirche ist der 28. Dezember als Fest der unschuldigen Kinder (Dia de los Santos Inocentes) als liturgischer Feiertag eingetragen. Ende des 7. Jahrhunderts für dieses Fest der Kinder auf einem Konzil in Konstantinopel verboten, weil es sich mit einem Narrenfest verbunden hatte, dessen Ursprünge nicht geklärt sind (römische Saturnalien, keltische Bräuche oder auch orientalischen Ursprungs?).
Trotz Verboten der Kirche wurde dieser Brauch weiterhin ausgeübt, starb jedoch in vielen Regionen nach und nach aus, in Spanien jedoch und auch in manchen Teilen Lateinamerikas hat er sich bis heute gehalten.

Der 28. Dezember ist Anlass, seine Mitmenschen zu veräppeln, wie man es in Deutschland am 1. April tut:
"April, April" - "inocente, inocente" sagt man in Spanien, nachdem man jemanden auf den Arm nimmt, dies hat wohl auch mit der Doppeldeutigkeit des Wortes inocente, unschuldig zu tun, was auch dumm oder naiv heißen kann.

Also Vorsicht: an diesem Tag, werden aus Spass auch manchmal falsche Nachrichten in den Zeitungen, per Telefon und auch im spanischen Fernsehen verbreitet - z.B. wurde mal verkündet, dass die Weihanchtslotterie wiederholt werden muss, weil eine Kugel fehlte.


 

 

Silvester „noche vieja“  wird traditionell auch in der Familie gefeiert. Üblich ist in letzter Zeit immer häufiger das Feiern im Restaurant, „cotillón“ (ballähnliches Fest). Ob zu Hause oder auswärts, es ist festliche Kleidung angesagt, ebenso rote Unterwäsche, denn diese soll die Wünsche für das neue Jahr begünstigen. Zum kalten Büffet oder auch zum warmen Essen gibt es Sidra oder Cava (Sekt) – und wichtig sind die 12 Trauben, die man bereithalten sollte, wenn um 24 Uhr im Fernsehen oder Radio von der Puerta del Sol aus Madrid die 12 Glockenschläge ertönen, zu den man jeweils eine Traube essen soll und sich ganz schnell was dazu wünschen. Man kann die Trauben hier bereits vorgefertigt in Päckchen zu 12 Stück kaufen

In Conil kann man die Trauben auch zu dem Live-Gongschlag der Santa Catalina-Kirche verzehren. Danach findet auf dem Platz vor der Kirche ein großes Feuerwerk statt (erst seit einigen Jahren) und ab 1 Uhr füllen sich die Straßen und man geht in die Öffentlichkeit – viele Bars machen ihre Pforten auf und im großen Festzelt „La Carpa“ findet eine Silvester-Party mit Live-Musik statt.

Am nächsten Tag, dem 1. Januar ist bei schönem Wetter die Strandpromenade sehr gut besucht und man begrüßt sich mit „feliz año nuevo“ und verteilt Küsschen.


Heilige 3 Könige – Los Reyes Magos

Reyes

VIDEO:  Cabalgata de los Reyes Magos, Conil, 2009

Bereits ein paar Tage vor dem 6. Januar kommt in Conil auf der Plaza Torre de Guzman der „cartero real“ (der königliche Postbote), der die Wunschzettel der Kinder einsammelt. Zur Einstimmung werden schon mal vom Turm kleine Geschenke heruntergeworfen, die eifrig von den Kindern gesammelt werden.

Am Abend des 5. Januar findet dann der prunkhafte Umzug der drei Könige – Caspar, Melchior und Balthasar statt, die Ummengen von Bonbons (caramelos) in die Menge werfen als symbolisches Geschenk der Weisen aus dem Morgenland. Kinder und Erwachsene sind mit Plastiktüten bewaffnet, um diese zu fangen oder aufzusammeln.  Die Geschäfte haben an diesem Abend noch sehr lange geöffnet – für all diejenigen, die noch kein Geschenk haben.  Am nächsten Morgen dann erhalten die Kinder ihre Geschenke – auch Erwachsene beschenken sich – traditionell gibt es zum Frühstück den „Roscón de Reyes“  zu essen, das ist ein mit bunten, gezuckerten Früchten dekorierter Kranzkuchen .

Die Feiertage sind nun vorbei und der Alltag kann wieder beginnen – bis zum nächsten Fest...


 

 

Interessantes und  Amüsantes zu spanischen Weihnachten finden Sie auf folgender website ( spanisch)
www.navidaddigital.com
 

Villancicos

Musik ist ein wichtiger Bestandteil in der andalusischen Weihnachtszeit.  Die volkstümlichen Weihnachtslieder, die „villancicos“ , mit ihren fantasievollen Texten wirken auf den Zuhörer zuerst befremdend, sie drücken jedoch aus, was dieses Fest bedeutet: Freude um die Geburt Jesu.

Der Name dieser Gesänge mit religiösem und säkularem Charakter leitet sich von „villanos“ , Feldarbeiter ab, jedoch die Entstehung ist kaum mehr zurückzuverfolgen. Sie sind sicherlich schon sehr alt. Früher bezeichnete man alle traditionellen Weisen, die auf dem Feld gesungen wurden so, erst später hat man die Lieder auf die Weihnachtszeit beschränkt, erst  im 19. Jahrhundert erhielten Sie den Namen. Die villancicos haben eine feste Form, mit mehreren Strophen und einem Refrain. Begleitet werden Sie in der Regel von Tamburinen, einer Zambomba ,  trommelähnliches Instrument, bestehend aus einem Tongefäß, dessen Öffnung früher  mit einer Hasenhaut, heute mit Stoff, bespannt ist, in dessen Mitte eine „caña“, (Schilfrohr) festgebunden wird, wenn man dieses mit der befeuchteten Hand reibt, ertönen eigenartige, dumpfe Geräusche, matracas (Klappern), carracas (Knattern), oder auch eine einfache Anisflasche, an deren Glasquadrate man einen Löffel schrammt und so Rhythmus erzeugt. Auch Topfdeckel und anderes Geschirr ist erlaubt.

Da die Texte der Villancicos von Mund zu Mund übertragen wurden, erklärt auch warum sie  von Ort zu Ort variieren und auch heute noch umgedichtet werden.

Villancicos anhören   : www.nenos.com/navidad/villancicos.htm

Als „Zambombá“ bezeichnet man auch  Zusammenkünfte, wo Villancicos als Flamenco gesungen werden . Man trifft sich mit einer Gruppe privat oder auf einem öffentlichen Platz. und zieht dann durch die Bars und die Straßen. In Jerez de la Frontera ist diese Tradition noch sehr lebendig.


Zambomba

Spontane Zambomba in einer Bar in Conil, 1997

 


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