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Barbate

 
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Text: Petra Scheiwe (www.lingualuz.com)

Barbate gehört wie auch Vejer und Conil zu den „Pueblos Blancos“, den Weißen Dörfern (Atlantikroute). Die Hafenstadt liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Teil der Gemeinde von Barbate sind auch Zahara de los Atunes und Caños de Meca, dazwischen liegen ca. 25 km Küste. Es sind diese 25 km meist naturbelassener Küste, die den besonderen Reiz dieser Gegend ausmachen. Die typische, maurisch geprägte Altstadt eines Weißen Dorfes lässt sich viel eher in Vejer, Medina Sidonia oder Arcos bewundern. Sehenswert ist sicherlich „Las Breñas de Barbate“, ein über der nahen Steilküste gelegener Pinienwald. Einst gab es unzählige solcher Pinienwälder in Andalusien, inzwischen sind sie eine wirkliche Seltenheit. Ebenso wie in den „Marismas“, dem Mündungsgebiet des Flusses, hat die Stadt Barbate hier Wanderruten mit Naturlehrpfaden angelegt. Auch Ausflüge zu Pferd werden angeboten. Am anderen Ende der Steilküste, am Kap von Trafalgar, liegt Los Caños de Meca, der Name rührt von den Frischwasserquellen, die dort aus den Felsen direkt über dem Sandstrand springen. Dieser paradiesisch anmutende Ort wurde einst von den Hippies entdeckt, die sich immer noch hartnäckig weigern, sich ganz von dort vertreiben zu lassen, manch einer hat sich auch im Hinterland, in San Ambrosio angesiedelt. Caños de Meca, mit seinen drei Campingplätzen, seinen Hotels und Restaurants ist inzwischen Ziel aller Art von Reisenden. Besonders geeignet ist dieser Ort für Wassersportarten, angefangen vom Surfen über Wind- und Kytesurfen bis zum Tauchen in den vor der Küste gelegenen Riffen.

Barbate Hafen Naturpark La Breña
Hafen von Barbate Naturpark La Breña

Im Westen von Barbate stößt man nach einer rund 14 km langen Fahrt am Sandstrand entlang auf Zahara de los Atunes. Wie sich schon aus dem Namen schließen lässt, hat auch dieser Ort vor gar nicht so langer Zeit ausschließlich vom Thunfisch gelebt. Ganz anders als in Caños de Meca haben sich im 2 km entfernten Atlanterra, am „Cabo de Plata“, dem Silberkap, vor allem betuchte Deutsche angesiedelt. Kaum einer weiß übrigens, dass das bekannte spanische Wort „cachondeo“ für Spaß oder Unfug seinen Ursprung in dem Fluss Cachón hat, der bei Zahara ins Meer mündet. Das Durcheinander der wilden Feste der Thunfischfänger, die an seinen Ufern gefeiert wurden, ist wohl für diesen Ausdruck verantwortlich. Wer sich für die Geschichte des Thunfischfangs (La Almadraba) interessiert und gleichzeitig die Schönheit der Landschaft genießen will, kann an einen Ausflug auf einem ehemaligen Thunfischfangboot teilnehmen. Ausgangspunkt ist der Hafen von Barbate.
Die Geschichte Barbates ist also eng mit dem Fischfang, im Besonderen dem des Thunfisches verbunden. Schon die Phönizier machten diese Gegend im gesamten Mittelmeerraum durch ihren Exportschlager „Garum“, dem Ketchup der Antike bekannt. „Garum“ war eine pikante Fischsauce aus Thunfisch, Makrele und Moräne. Die Römer setzten dann diese Tradition fort und „Baessipum“, so der Name Barbates bis zur maurischen Zeit, wuchs aufgrund seiner Fischindustrie zu einem wohlhabenden Ort heran.

Torre de Tajo

Torre de Tajo

Nach der endgültigen Vertreibung der Mauren aus Spanien lag Barbate in einem Grenzgebiet, wo ständig Überfälle der Berber aus Nordafrika drohten. Die dort ansässigen Menschen zogen sich ins Landesinnere zurück und wagten sich nur zum Thunfischfang an die Küste. .

Um die Gegend wieder zu besiedeln, erhielten die neuen Siedler besondere Rechte und Privilegien zur Nutzung von Land, Wald und Wasser, ohne irgendeinem Herren Rechenschaft schuldig zu sein, bekannt unter dem Namen „Las Hazas de la Suerte“. Zum Schutz von Küste und Siedlern wurden im 16. Jh. mehrere Wachtürme, wie der „Torre de Tajo“ oder der „Torre de Meca“ errichtet, die bis heute erhalten blieben

805 schrieb Barbate Weltgeschichte, als die spanische Armada verbündet mit der französischen Flotte von den Engländern unter Admiral Nelson vernichtend geschlagen wurde. Diese Schlacht wurde allerdings unter dem Namen „Schlacht von Trafalgar“ bekannt. Dies braucht auch niemanden zu wundern, denn Barbate bestand damals nur aus ein paar Häusern und gehörte zur Gemeinde von Vejer. Erst nach dem Bürgerkrieg, in der Francozeit, trennte sich Barbate von Vejer, um eine eigene Gemeinde zu gründen. Zu der Zeit machte dies durchaus Sinn, denn Barbate wuchs aufgrund der Einnahmen aus der Fischerei schnell und hatte bereits mehr Einwohner als Vejer selbst. 1961 wurde der neue Fischerei- und moderne Sporthafen eingeweiht. Die heimatlichen Fischbänke waren jedoch bald leer gefischt und Marokko weigerte sich, seine Fischbestände weiterhin von der spanischen Flotte ausbeuten zu lassen. Mit dem Niedergang der Fischerei versiegte auch die Haupteinnahmequelle dieser Stadt, der Tourismus hat bis heute keinen hohen Stellenwert. Große Hotelkomplexe wurden nie errichtet, was auch damit zu tun hat, dass ein Teil der Küste unter Naturschutz steht und ein anderer vom Militär als Übungsgebiet genutzt wird - gut für die Natur aber schlecht für den Geldbeutel. Barbate hat übrigens selbst viel dazu beigetragen, dass dieser Truppenübungsplatz in der „Sierra de Retín“, der 40% des ehemaligen Gemeindegebiets ausmacht, geschaffen wurde: Der damalige Bürgermeister verkaufte 1982 die „Hazas de la Suerte“, also öffentliches Gemeingut, für 30 Pst/ m² an das Militär und erhielt dafür auch noch den Marineverdienstorden. Der Großteil des Geländes für den Truppenübungsplatz wurde jedoch enteignet. Die Altstadt von Barbate, direkt am Fluss gelegen, ist deshalb wohl aus Geldmangel weder gepflegt noch renoviert, auch wenn es Projekte gibt, welche planen, die Gegend um den alten Hafen für Touristen zu erschließen. Die Geschäfte sind beinahe alle im neuen Stadtteil von Barbate gelegen. Besonders sehenswert ist der Markt „El Mercado de Abastos“, hier wird Obst, Fleisch und Fisch feilgeboten – ein so großes Angebot von frischen Fisch findet man so schnell nirgendwo in der Gegend, mit Ausnahme natürlich von der Hauptstadt Cadiz selbst. Auch ein kleines historisches Museum gibt es seit 2002 in der Hauptstraße von Barbate, der „Avenida del Mar“, wo u.a. in der Gegend gefundene römische Amphoren und maurisches Kunsthandwerk ausgestellt sind. Die „Avenida del Mar“ hieß tatsächlich bis vor Kurzem noch „Avenida Generalísimo“, so wie auch Barbate selbst bis vor 10 Jahren noch „Barbate de Franco“ hieß. Franco, der ja sonst wenig von Andalusien hielt, hatte hier sein Jagd- und Fischrevier, auch die Trennung von Vejer ist ihm zu verdanken. Erst 2009 wurden in Barbate alle Straßennamen, die an die Francozeit erinnerten, umgetauft.

Boshafte Zungen unken demnach, dass es mit Barbate seit der Trennung von Vejer bergab ging – Vejer ist eben eine reiche Gemeinde. Die relative Armut Barbates ist auch der Hauptgrund für den schlechten Ruf dieser Stadt, der möglicherweise bis zu den Ohren des Lesers gelangt sein könnte. Der Besucher befürchtet grundlos, Opfer von Kleinkriminalität, wie z.B. Handtaschenraub zu werden. Deshalb soll zum Schluss gesagt werden, dass ein Aufenthalt in Barbate keineswegs gefährlich ist, im Gegensatz zum Beispiel zu Sevilla, dort sollte man tatsächlich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Lassen Sie sich durch solche Gerüchte bitte nicht von einem Besuch dieses reizenden Städtchens abhalten. Gerade wer einen Einblick in das ursprüngliche Andalusien gewinnen will, wer gerne auf dem Marktplatz sitzt und bei einem Cafe oder einer Tapa dem bunten Treiben der Einheimischen zusieht - Menschen, die weder genormt noch vom Tourismus verdorben sind - der wird gerade in Barbate voll auf seine Kosten kommen.


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