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Costa de la Luz - Ruta del Rio Tinto |
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Rente - Freiheit - AndalusienLange bevor die unendliche Freiheit Wirklichkeit wurde, ließ mich der Gedanke: „wenn du kannst, wie du willst“ nicht los, dieses Können und Wollen unbedingt in Andalusien auszuprobieren. Nun ist es so weit und hier ein kleiner Bericht über das Gekonnte und Gewollte. Die Basics: Wohnung in Conil für länger gemietet und Ausflüge, alle mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ( ich habe noch nie nich eine Fahrerlaubnis gehabt), geplant. Eine Planung von den vielen Planungen sah einen Ausflug zum Rio Tinto vor, von dem ich in meiner Vorbereitung mit unzähligen Googleanfragen zu Andalusien, erfahren hatte. Nun Start: Strand und Meer und Wanderung nach rechts und links und durch Conil hatte ich gemacht, jetzt sollten die zu Hause geplanten Ausflüge erprobt und durchgeführt werden. Von Conil aus ging es mit dem Bus nach Sevilla Prado de San Sebastian, von da kurzer Fußmarsch (30 Minuten) den Rolli hinter mir herziehend und schon mit etwas eiligem Schritt, obwohl ich 90 Minuten Zeit hatte, zum Busbahnhof Plaza de Armas. Trotz des eiligen Schrittes konnte ich nicht widerstehen, das ein oder andere Foto von meinem Transit durch Sevilla zu schießen. Aber, wie so oft dann später auch, es ging alles gut, ich kam rechtzeitig am Fahrkartenschalter und dann am richtigen Terminal an. Kleine Verschnaufpause um mir selbst zu gratulieren, dass bis hier alles geklappt hat und schon begann der Einstieg in den Bus. Die Fahrt war kurzweilig, es gab viel zu sehen und das Ziel La Palma del Condado war in einer Stunde bereits erreicht. Bei meiner Ankunft in La Palma del Condado dachte ich, ich sei der einzige Mensch – es war menschenleer – großes Erstaunen meinerseits, dass eine Stadt mit fast 11.000 Einwohnern so still sein kann! Ich fand dann auch das einzige Hotel im Ort und für die nähere Umgebung. Nach Check In und Tasche pack aus, war mir nach Kaffee und einem süßen Teilchen und ich fand, wo auch sonst, auf der Plaza de España ein Café. Ich saß da so ein Stündchen vielleicht und schaute meine Fotos durch und als ich wieder aufschaute, war der Platz plötzlich belebt, ja richtig bevölkert – für mich ein Phänomen…. |
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Ich habe dann erst mal einen weiteren Ich-denke-nach-Kaffe geordert und plötzlich hat sich doch noch jemand gefunden, der allerdings einen Preis von 15 Euro in den Raum stellte, mich zu fahren. Ich dachte, erst mal einsteigen, Charme zeigen und einen Deal aushandeln – um es vorweg zu nehmen, es ist mir geglückt!!! Ich hatte mir ergoogelt, dass eine Taxe ca. 7 Euro kosten würde und habe mit einer großzügigen Aufrundung und einer weitern Inanspruchnahme seiner Fahrdienste am nächsten Tag, wieder eine Fahrt zur Puente de Gadea, denn mein Plan sah vor, die andere Richtung auch noch zu laufen, die 15 Euro für eine Fahrt vom Tisch gedealt. Ich war ein wenig gespannt ob mein Fahrer am nächsten Tag da sein würde, er war da!! Nun stand ich voller Glücksgefühle und von meinem Fahrer mit ein, zwei Ratschlägen ausgestattet am Ziel meiner geplanten Träume; der Puente de Gadea als Ausgangspunkt meiner Wanderung. Der Wanderweg ist breit und sehr gut geebnet, insgeheim hätte ich mir einen etwas holprigen und verschlungenen Wanderweg gewünscht – das ich aber auch nie zufrieden bin!!!!, wo ich doch eben erst das unglaubliche Glücksgefühl hatte…. der Wanderweg besteht aus dem ehemaligen Gleisbett der Transportbahn, wo die abgebauten Rohstoffe transportiert wurden – übrigens schon vor Christus sollen Phönizier und Römer Erze abgebaut haben. Die Muslime haben dann ab dem 13. Jahrhundert weiter Erze abgebaut und Mythen behaupten, dass es sich um die sagenhaften Minen des Königs Salomon handeln soll, es gibt heute noch die Puente Salomon wenn man weiter wandert als ich, trifft man auf sie. Interessant ist sicher auch der Besuch inklusive Wanderungen des Bergbaustädtchen Minas de Riotinto und dem Bergbaumuseum. Davon kann ich nicht berichten, ich war nicht da. |
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1873 erwarb das britische Unternehmen Riotinto Company Limited für die gigantische Summe von 93 Millionen Pesten die Konzession zum Abbau für Gold, Silber und Kupfer. Der spanische Haushalt war damit fast saniert. Die Briten bauten dann die Eisbahnlinie, auf deren Resten der Wanderweg verläuft, bis nach Huelva zum Meer. Die Färbung des Flusses ist auf die abgebauten und sich abgelagerten Mineralien zurückzuführen. Wenn man wandert, findet sich kein Vögelchen, Schmetterling oder sonstiges Getier, dass sich dem Fluss nähert, er ist hochgiftig: sulfidische Schwermetalle und stark säurehaltig (Ph-Wert von 2!!!). Dennoch wurde Leben festgestellt – Mikroorganismen – unglaublich. Also los geht es immer am Fluss entlang auf dem einstigen Gleisbett. Ich war übrigens ganz alleine unterwegs, keiner kam mir entgegen, keiner hat mich überholt oder war hinter mir. Man kann den Weg auch verlassen, glaube ich jedenfalls, also ich konnte nicht anders und bin oft direkt zum Fluss und habe mich von der Landschaft, dem Farbenspiel bezaubern lassen und mich ein wenig meiner Fantasie hingegeben, die mich in die Römerzeit katapultiert hat. Man kann aber nicht ausschließlich direkt am Flussufer laufen, das gibt das Gelände nicht her und man würde sich auch wunderbarer Eindrücke, die nur aus etwas Abstand beeindruckend sind, berauben. Nach jedem Kilometer, so ungefähr, passiert man eine Mühle (Molino), also eine MolinoRuine die da heißen: Molino de Gadea, Molino de San Juan, Molino del Sastre, Molino del Alguacil, Molino de Santos oder Nuevo, Molino del Ricon und Molino de Cascajal und bis dahin bin ich gelaufen. Jeder Schritt ein neuer zauberhafter und faszinierender Eindruck, auch die gegenüber liegende Seite des Flusses veränderte sich und hatte ihren ganz eigenen Reiz. Von der Molino Cascajal wieder ein Stück zurück, was man ja eh muss, will man wieder am Ausgangspunkt ankommen, aber ich habe mich entschieden über den Hügel zu laufen um noch einen Blick auf Embalse del Corumbel Bajo zu werfen. Also na ja, so ergreifend lohnenswert war das nicht….habe als Rückweg dann die Straße gewählt, weil ich nicht gerne den gleichen Weg zurück wie hin laufe, wenn ich andere Möglichkeiten habe und ich fand das auch witzig, dass Wanderer und Radfahrer Vorfahrt vor den Auto haben. |
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Aber es zog sich, mein einziger Trost war, der Rückweg am Fluss wäre genau so lang. Derweil marschierte ich weiter und hielt nach einem geeigneten Pausenplätzchen Ausschau. Dann hielt ein Auto mit einer Autofahrerin drinnen an. Die fragte wo ich hin wolle. Zugegebenermaßen etwas schwunglos antwortete ich: La Palma del Condado. Die Señora sagte was, was ich nicht verstand, intuitiv würde ich sagen, sie war etwas konsterniert und fragte nun ob ich genügend Wasser dabei habe, andernfalls würde sie mir gerne eine Flasche geben. Ich dachte im Stillen: ich mache als lustiger Wandersmann nicht viel her …..da ich kein Fläschchen brauchte, wünschte sie mir viel Glück (ich denke, sie hat mich für total loco gehalten) und ich setzte meinen Weg fort. Dann irgendwann bemerkte ich die KM-Steine und wusste, OHA!!! noch 5km ……und der Wanderschuh war nicht mehr so bequem und die Beine waren nicht mehr so willig und der Kopf begann zu fragen: Warum und Wozu und Weshalb …diese W’s wollte ich gar nicht im Kopf haben….klar, die 6 oder 7km Wanderweg am Rio Tinto PLUS die auf der Hin Tour erkauften 8km mit dem Auto, die jetzt zu Fuß absolviert werden müssen, sind schon eine Nummer….also für mich… Da entdeckte ich den geeigneten Rastplatz: eine Olivenplantage…ich suchte mir einen schönen alten knorrigen Baum aus, Decke raus, Wasser raus, Apfel und Brot raus, Schuhe aus und entspannt sitzen und den Halbschatten, das Vogelgezwitscher und die Ruhe genießen und nicht an den noch bevorstehenden Fußmarsch denken…..diese Rast unter dem Olivenbaum hatte fast was Kontemplatives. |
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Es ging weiter, sich hinziehend und nicht endend wollend….aber dann kamen doch gnädiger weise die ersten Häuser und das immer stärker werdende Verlangen nach einem Bier und der Gedanke hat mich dann auch bis zum Hotel getragen. Geschafft, müde und ausgelaugt aber total glücklich, dass ALLES so geklappt hat, wie geplant, vollgepumpt mit wunderbaren einmalig schönen Eindrücken und Stolz, meinen während des Home Office gewachsenen inneren Schweinehund in die Schranken gewiesen zu haben, trank ich mein Bier und dann noch eins. Vollständigkeit Halber will ich noch erwähnen, dass ich den Weg flussabwärts nicht annährend so beeindruckend fand wie den Weg flussaufwärts. Allerdings hatte ich auf dem flussabwärtigen Weg eine einmalige Begegnung mit einer Horde Pferde, die von irgendwo nach irgendwo galoppierten. Ich bin bis Niebla gewandert, so mein Plan und das Örtchen ist allemal einen Besuch wert. Von da bequem mit dem Bus wieder nach La Palma del Condado und am nächsten Tag Weiterreise nach El Rocio….aber DAS ist eine andere Geschichte, wie die von Matalascanas, Huelva, wo man den Rio Tinto wieder trifft und die beeindruckende Muelle Riotinto bewundern und begehen kann, wie die von Ronda und Jerez, Sevilla und Cordoba, Granada und den Caminito del Rey, Malaga, Nerja und die Cabo de Gata. Andalusien – bezaubernd, verzaubernd – traumhaft schön mit seinen freundlichen hilfsbereiten und bodenständigen Menschen, der Costa de Luz mit den unglaublichen Lichtspielen und der traumhaft schönen Landschaft. Ich beglückwünsche mich jeden Tag aufs Neu, sieben Tage nach Anspruch auf Seniorengehalt den Flieger bestiegen und in Conil de la Frontera für 6 Monate Quartier genommen zu haben um mich von 45 Jahren intensiver Arbeit zu erholen. DAS waren meine Erlebnisse am Rio Tinto😊 Text und Fotos:: Petra Grünwald, im November 2021 |
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