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Costa de la Luz - SPECIAL


 


Gastbeitrag von Vera Blank

FreeTour Cádiz

Cadiz

 

Gemeinsam mit Jürgen Karner
Cádiz, die älteste Stadt Europas,
erkunden, in wunderschöne Gassen eintauchen, Sehenswertes aufnehmen
und Geheimtipps erfahren.
Vera´s Interview Plauderei
Heute mit Jürgen Karner
FreeTourCádiz auf Deutsch“

Cadiz

Vera: Was bedeutet Cádiz für dich - was ist die Faszination?

Jürgen: Cádiz hat eine besondere Bedeutung in der spanischen Geschichte und für jeden Spanier. Wenn ich spanische Landsleute oder jemanden dabei habe, der spanische Wurzeln hat, bestätigen sie, wie wichtig die Geschichte von Cádiz nicht nur in Spanien, sondern auch auf anderen Kontinenten, zum Beispiel in Lateinamerika, wahrgenommen wird. Außerdem hat die Stadt eine tolle Atmosphäre und viele attraktive Plätze zum Verweilen.

Vera: Was sind die Highlights auf deiner Tour und für Dich spezielle Orte?

Jürgen: Das römische Theater, das die Bedeutung der Römer für Cádiz aufzeigt. Der Strand Playa del La Caleta zum Beispiel mit seinem wunderschönen Badehaus welches den Hauch von Jugendstil wiederspiegelt . Und natürlich der Stop auf der Tour im traditionsreichen Taberna Casa Manteca, mit einfachen Tapas, die kaum jemand kennt, die aber hier in der Provinz Cádiz ganz typisch sind.

Vera: Was ist dein ganz persönlicher Lieblingsplatz in Cádiz?

Jürgen: Ich selbst möchte mir meine speziellen Plätze bewahren, wie den Plaza de Mina, mit seinen Bäumen und Cafe´s und den alte Hafen San Felipe. Wenn jemand fragt, gebe ich gerne die Wegbeschreibung dort hin.

Vera: Du kommst aus Linz in Österreich - woher hast Du so viele ausgefallene und spannende Geschichten über Cádiz?

Jürgen: Ich habe mich intensiv mit Cádiz beschäftigt und mir wurde immer mehr bewußt, wie toll diese kleine Stadt ist. Monatelange Recherchen über Cádiz machen meine Faszination aus und erhalten sie aufrecht, denn es gibt immer Neues zu erfahren und zu entdecken.

Free Tour Cadiz

Vera: Was suchen die Besucher Deiner Tour?

Jürgen: Die meisten Urlauber haben die älteste Stadt Europas gar nicht auf dem Schirm bei ihrer Reise nach Andalusien. Sie sind dann ganz häufig positiv überrascht und erleben einen schönen Tag in Cádiz mit schönen Erinnerungen von der Tour und von mir. Auf jeder Tour entsteht auch eine persönliche Bindung durch den Bezug zu den Menschen, die auch über Jahre anhalten kann, in denen wir über die Tour hinaus im Kontakt sind.

 

Vera: Was begeistert Dich selbst daran, ein Tourguide zu sein?

Jürgen: Ich bin gerne mit interessanten Menschen zusammen, bin neugierig und offen, spreche gerne in meiner Muttersprache und erlebe jeden Tag etwas Neues.

 

Vera: Es gibt so viele positive Berichte über eine Tour mit dir als Guide - was ist dein Geheimnis, - oder gibt es ein Erfolgsrezept?

Jürgen: Das individuelle Eingehen auf jeden Besucher, empathisches Interesse an den Menschen, ausdruckstarkes Erzählen, redegewandt und auch mal schlagfertig zu sein, nicht verlegen zu werden, wenn ich etwas nicht beantworten kann und nicht zuletzt die Liebe zur Stadt.

 

Vera: Cádiz hat über 310 Sonnentage, aber was machst du bei so richtig schlechtem Wetter?

Jürgen: Es ist noch nie eine Tour wegen des Wetters ausgefallen. Schlechtes Wetter gibt es ganz selten, bei Sturm schützen die engen Gassen der Stadt und bei gelegentlichen Regenschauern habe ich immer genug Regenschirme dabei. Und dann bin ich ja grundsätzlich flexibel und lege eine Pause ein, in der ich dann weiter Geschichten erzählen kann.

 

Vera: Was wird Deine nächste Tour sein? Ist da schon etwas in Planung?

Jürgen: Ich werde immer wieder von begeisterten Besuchern meiner Tour nach einer zweiten Cádiz Tour gefragt. Ich plane eine weitere über das ganz normale Leben in der Stadt, mit anderen Stadtteilen und über die Geschichte des Flamencos, in der Cádiz eine zentrale Rolle spielt. Flamenco in Cádiz ist weniger traurig und schwer als anderswo in Spanien, sondern heiterer und fröhlicher. Das wird das Besondere sein, denn es gibt dort eine große Flamencoszene und sogar ein Stadtviertel, das auch nur wenige kennen.

Vera: Was war dein bisher schönstes Erlebnis auf einer Tour?

Jürgen: Jede Tour ist ist unfassbar schön für mich! Witzig war es einmal mit einer Gruppe junger durchtrainierter Soldatinnen und Soldaten, die einen freien Tag hatten und etwas Besonderes erleben und genießen wollten. Sie wollten Essen und Trinken und interessierten sich für Tapas. So haben wir an jeder Tapas-Bar ein Bier genommen, Tapas gegessen und ganze sechs Stunden viel Spaß miteinander gehabt.

Tapas in Cadiz

Vera: Warum machst Du Free Tours und was bedeutet das genau? Einen Guide für eine Stadtbesichtigung bieten viele an.

Jürgen: Das Konzept der FreeTour hat mir gut gefallen, da es die Gelegenheit bietet, für Einheimische ihre Stadt herzuzeigen, unkompliziert organisiert und das mit einem Trinkgeld belohnt wird. Bei Freetours bin ich der einzige deutschsprachige Tourguide für Cádiz.

 

Vera: Welche besonderen Herausforderungen hast Du bei deinen Touren?

Jürgen: Kinder oder Jugendliche zu begeistern, die vielleicht mitgehen müssen, weil die Eltern eine Tour machen möchten. Sie ebenso mitzunehmen und zu begeistern! Ihr Interesse zu wecken und dann kommen auch mal die Piraten öfter vor. Ein junges Mädchen war so begeistert, dass sie nach der Führung ein Referat für die Schule über Cádiz und mich gehalten hat. Bunte Gruppen und auch Paare, bei denen das Interesse schon mal ganz unterschiedlich ist und ein Partner nur mitläuft, weil der andere es will. Aber da kann ich sie oft über den Beruf oder private Interessen mit einbinden. Extrem gut informierte Menschen wollen mich auch schon mal auf die Probe stellen und dann freue ich mich und gebe ihnen Anerkennung für ihre gute Vorbereitung auf die Tour.

Vera: Ich habe die Tour mit Dir wie viele andere sehr genossen. Auch die Gespräche mit dir, bei denen ich so ganz nebenbei noch mehr über die Stadt erfahren durfte. Und nicht zu vergessen, natürlich das Highlight: die Einkehr in der berühmten Tapas Bar. Wie herrlich ein Bier an einem heißen Tag schmeckt und wie einfache Tapas zu etwas ganz besonderen werden….

Wenn man eine Tour mit Dir buchen will - wie findet man dich?

Jürgen:

Ganz unkompliziert über WhatsApp:
0034 622 754 181
oder bei Facebook: FreeTourCádiz auf Deutsch
Instagramm: FreeTourCádiz auf Deutsch

FreeTour

https://www.freetour.com/cadiz/freetourcadiz-auf-deutsch

https://www.freetour.com/company/27703


Jürgen Karner

 

Windmühle in Vejer

Text / Fotos : Petra Scheiwe

Windmühlen

Ähnlich wie der Flamenco, der Stierkampf oder die rassigen Pferde Andalusiens, ist die Windmühle schlechthin ein Symbol der spanischen Kultur. Welcher Spanienliebhaber erinnert sich nicht an den aussichtslosen Kampf Don Quijotes gegen die Windmühlen? Sie waren Anfang des 17. Jahrhunderts die neueste technische Errungenschaft, so etwas hatte er noch nie gesehen!

Wäre Don Quijote jedoch nicht in der Gegend von La Mancha geritten, sondern weiter nach Süden bis an die Küste vorgedrungen, so hätte er sich einen anderen Gegner suchen müssen. Man begann zwar am Ende des Zeitalters des Absolutismus auch hier mit dem Bau der ersten Windmühlen, aber die schlanken, hohen Türme hielten dem starken Wind nicht stand, ihre kunstvoll gearbeiteten Flügel zersplitterten. Am Mittelmeer und selbstverständlich auch am Atlantik sind Windböen über 100km/ Stunde keine Ausnahmen. Das ist Orkanstärke. Also waren die Menschen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hier weiterhin auf Wassermühlen angewiesen. Ein Beispiel hierfür ist die im Dorf Santa Lucía (bei Vejer de la Frontera) gelegene Wassermühle, die einst im Besitz des Duque de Medina Sidonia war.

Erst die Einführung der Windmühlentechnik aus der Gegend von Cartagena erlaubte es, robustere Mühlen als die aus La Mancha zu bauen. Diese hielten den starken Windböen stand und brachten den gewünschten Erfolg.

An den Fotos sind die Unterschiede sehr schön zu erkennen. Die Windmühlen aus La Mancha sind schlank und hoch, sie haben 4 rechteckige Flügel mit zumindest 8 Querstreben, die bespannt wurden. Auf den Balearen findet man auch Windmühlen dieses Typs mit 6 Flügeln.

la Mancha Windnühle
Vejer

Dagegen sind die Windmühlen vom Cartagena Typ eher untersetzt und kräftiger gebaut, 4 grob behauene Baumstämme bilden insgesamt 8 Flügel zwischen denen 4 bis 8 dreieckige Segel, ähnlich wie auf einem Schiff gespannt wurden. Sowohl Baumstämme und Segel waren leicht zu ersetzen.

Bei beiden Typen ist die Dachkonstruktion drehbar und konnte mittels einer weiteren Stange auf der Rückseite per Hand in den Wind gedreht werden.

In den Niederlanden wurden die Windmühlen von Zaanse Schans wieder in Betrieb gesetzt - ein Publikumsmagnet!

Leider ist dies in dieser Gegend und auch sonst in Andalusien noch niemandem eingefallen. Mancherorts, wie in Vejer de la Frontera, kann man eine Mühle zumindest besichtigen.

Wiederum 200 Jahre später, Ende des 20. Jahrhundert tauchte ein ganz neuer Windmühlentyp auf, die Spanier nennen diese, im Gegensatz zu den alten Windmühlen, „(molinos) eólicos“. Andalusien eignet sich vorzüglich für die Gewinnung von Wind- und auch Sonnenenergie. Manche halten die riesigen Windmühlen für ein notwendiges Übel, andere sagen, sie verschandeln die Landschaft, aber kaum einer findet sie schön. Was ja Don Quijote offensichtlich damals auch nicht tat.

Jedoch, wer weiß? Vieles könnte sich in den nächsten 200 Jahren ändern, auch der Geschmack. Aber das ist ein anderes Thema.

 

Moderne WindmuehlenFoto: www.piqsels.com (Creative Commons)

Text und Fotos: Andrea Hoffmann

Das Geheimnis der weissen Dörfer - Wie die Mauren bauten

 

COSTA DE LA LUZ. Tagein tagaus wandern Urlauber durch die Straßen von Vejer de la Frontera. Oftmals sieht man sie an offen stehenden Hoftüren fotografieren oder sich verstohlen in ein Patio schleichen. Wüssten sie doch zu gerne, was sich hinter den hohen weißen Mauern verbirgt und wie es sich in den alten Häusern leben lässt. Einlass in ein Privathaus finden jedoch nur wenige. Getreu der arabischen Lebensart, nicht jedem zu zeigen was man hat, bleiben die Familien zuhause gerne unter sich. Der interessierte Tourist kann meist nur darüber spekulieren, wie es im Innern der denkmalgeschützten Häuser aussieht.

Das Konzept

Die weißen Dörfer in Andalusien basieren auf dem gleichen städtebaulichen Konzept. Auf einem Berg oder an einen Hang gebaut, gewähren sie große Sicherheit vor Angreifern. Am höchsten Punkt der Siedlung liegt das Castillo, die Burg, um die herum sich die Häuserreihen gruppieren. Eingefasst wird der Ort von einer Stadtmauer. Wie ineinander geschachtelt wirken die meist kubischen weißen Häuser mit ihren rot gestrichenen flachen Dächern. Vielerorts finden sich imposante Portale, die manchmal gar nicht zu den schlichten Bauten passen wollen. Sie sind, genau wie die riesigen hölzernen Türen, ein kleiner Ausdruck des Reichtums, den der Bauherr ansonsten hinter seinen dicken Mauern mit den kleinen Fenstern versteckt hielt. Sowohl die Architektur der Häuser als auch ihre Anordnung in engen Gassen, Mauer an Mauer, ist bedingt durch das Klima. Die Gebäude spenden sich gegenseitig Schatten und der Wind, der stets durch die Straßen weht, trägt seinen Teil zur Kühlung bei.

vejer

Maurisch oder Spanisch

Wer ein Plätzchen findet, das einen Blick von oben auf ein Weißes Dorf erlaubt, wird zwischen den wie Bauklötze wirkenden Häusern immer wieder Gebäude finden, die von einem Satteldach bekrönt werden. Heute sind diese Dächer die Ausnahme, doch früher waren sie die Norm. Ursprünglich hatten die Häuser ein Patio (Innenhof) von dem die Wirtschaftsräume abgingen. Über ihnen lagen die Wohnräume, die sich sämtlich im ersten Stockwerk befanden. Darauf ein Schräg- oder Satteldach, das auf einer Balken-konstruktion ruhte. Die Innenseite dieser Dächer war mit gebrannten Tonkacheln verschlossen. Zimmerdecken gab es nicht. Die äußere Dachdeckung bestand aus halbkreisförmigen Ziegeln, den Ladrillos. Im Vergleich mit dem heute üblichen Flachdach verfügten die maurischen Häuser über deutlich höhere Räume. Das Verschwinden der Satteldächer ist wohl auf den Wohnraummangel zurück zu führen, der bis in die 70er Jahre hinein in Andalusien herrschte. In Vejer lebten mehrere Familien in einem Haus, teilweise mussten sie mit Kind und Kelgel in einem Zimmer wohnen. Es gab eine gemeinschaftliche Küche und einen einzigen Abort für alle. Wer konnte, stockte auf oder baute an und versah seinen Neubau mit einem Flachdach, das sich als zusätzlicher Wirtschaftsraum nutzen ließ. Die Satteldächer verschwanden. Heute stehen die übrig gebliebenen unter Denkmalschutz und dürfen nicht verändert werden. Da ihre Restauration teuer ist, sind viele inzwischen verrottet oder zerstört.

Maurische Wohnräume

Das Leben im ersten Geschoss hatte nicht nur den Vorteil der Privatsphäre, es war auch durchaus praktisch. Durch die Stallungen im Erdgeschoss drang die Wärme der Tiere nach oben in die Wohnräume, was man durchaus als biologische Fußbodenheizung bezeichnen kann. Kamine hatten die Häuser nicht. Die Wände waren bis zu einem Meter dick, das hielt im Winter die Wärme und im Sommer die Kühle im Haus. Die Räume selbst hatten nur kleine Öffnungen. Winzige Fenster und Türen, durch die man nur in gebeugter Haltung eintreten konnte. Dies war zum einen dem Raumklima zuträglich, zum anderen hatte es aber auch den Zweck, beim Betreten des Zimmers das Haupt zu beugen und damit Achtung gegenüber dem Hausherren zu zeigen. Die Einrichtung der Räume war eher spärlich, was sich damit begründen lässt, dass die Wohnräume keine festgelegte Nutzung hatten. Man passte sich den Bedürfnissen an und nahm die Zimmer so, wie es gerade sinnvoll erschien. Darum umgab man sich mit kleinen, leichten Möbeln, die schnell umgestellt werden konnten. Beliebt waren Truhen, Teppiche, Klapptische, Sitzkissen und tragbare Herde.

Wohnen heute

Durch die unzähligen Umbauten, die die alten Häuser im Laufe der Jahrhunderte erfahren haben, hat sich das Antlitz der weißen Dörfer verändert und damit oftmals auch die Lebensweise. Während der vergangenen Jahrzehnte wurden viele historische Gebäude von Ausländern aufgekauft und restauriert, doch dies geschah leider oft völlig nach gut Dünken. Ein original maurisches Haus sucht man heute vergeblich. Wer das Glück hat in einem wenigstens teilweise erhaltenen Gebäude zu leben, profitiert heute noch von der maurischen Art zu bauen. Die Raumtemperatur ist auch im Hochsommer erträglich und im Winter lassen sich die Zimmer relativ gut heizen. Ein Sattel- oder Schrägdach vermittelt Gemütlichkeit und die kleinen Fensteröffnungen erweisen sich als durchaus sinnvoll. Hinzu kommt, dass viele der alten Häuser durch ihre Hanglage phantastische Ausblicke gewähren, teilweise sogar bis nach Afrika.


Text und Fotos: Beatrice Hohler

Wo Frömmigkeit auf Fröhlichkeit und Flamenco trifft:
Die Romería de San Isidro in Los Barrios

Los Barrios - Romeria

Pilgern bedeutet für viele: Weg zum Herzen, zu innerer Ruhe, Stille und feierlicher Frömmigkeit. Nicht so in Andalusien: hier wird Religiosität zu einem farbenfrohen Fest, zum wahren Freudentaumel. Mit Singen, Lachen, und Flamenco drücken Andalusier ihre innigen Gefühle aus, und danken Gott für alles,vor allem für die prachtvolle Natur und ein gutes Leben. Wie könnte man Himmel und Erde besser vereinen, als mit einem gemeinsamen Fest mit Familie, Freunden und Gästen?

Um dies ganz authentisch mit zu empfinden, haben wir uns auf die Wallfahrt (Romería) des Stadtpatrons, San Isidro de Labrador, von Los Barrios begeben und uns mitreißen lassen von dem fröhlichen Treiben. Besser könnte das Setting kaum sein: Die Stadt Los Barrios, unweit von Gibraltar, liegt direkt am Eingang zum Naturpark Los Alcornocales, Europas größtem Korkeichenwald. Ausgedehnte Wälder und unberührte Natur bieten die perfekte Kulisse zu dieser Wallfahrt, in der festlich geschmückte Fuhrwerke und Flamencokleider wunderbare Farbtupfer setzen.

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Text und Fotos: www.lasnubes.es

Saca de Yeguas - Stutentreiben in der Provinz Huelva

Seit dem Jahr 1504 findet immer am 26. Juni findet in der Provinz Huelva das „Saca de Yeguas“ statt.

Im Naturpark Doñana der über 750 Quadratkilometer groß ist, leben die Wildpferde das Jahr über in Freiheit. Einen Tag vor dem Ereignis treffen sich in El Rocio circa 300 Reiter, um in diesem Naturschutzgebiet die Stuten und ihre Fohlen zusammen zu treiben. Es wird die ganze Nacht dauern, bis sie am Morgen oder Mittag des 26. Juni wieder zurück sind und die schönen Pferde durch den Ort treiben.

Vor der Wallfahrtskirche „Blanca Paloma“ versammeln sich viele Zuschauer um das Schauspiel zu sehen - etwa 1000 Pferde laufen durch den Ort und werden weiter nach Almonte getrieben, wo sie am Abend bereits erwartet werden. Dort werden sie von den Züchtern sortiert und in Pferdeboxen getrieben, damit sie am nächsten Morgen untersucht und gestriegelt werden können. Die Fohlen erhalten dann auch ihre Brandzeichen und ein Teil der Pferde wird auf den Gestüten bleiben um eingeritten zu werden.

Die meisten werden aber wieder zurückkehren um ein weiteres Jahr in Freiheit in der Doñana zu leben.
Wer Pferde liebt und im Juni an der Costa de la Luz ist, sollte es nicht verpassen.

Saca de las yeguas

 

 

Text und Fotos: Angeline Bauer

Ein beeindruckender Abend in der
‚Peña Amigos del Cante‘, in Chiclana

Andalusien – das ist Sonne, Pferde und Flamenco. Klischees? Nur wenn man Andalusien auf diese drei Dinge reduziert! Denn natürlich ist Andalusien mehr. Doch Sonne, Pferde und Flamenco gehören für mich einfach dazu.
Aber wo bekommt man authentischen Flamenco geboten? Im Hotel half man uns beim Recherchieren, und so stießen wir auf die ‚Peña Amigos del Cante‘, in der Calle Iro 20 in Chiclana. Dort begann gerade ein neuer Zyklus des "Viernes Flamenco" – jeden Freitagabend um 20 Uhr 30 zu sehen und zu hören.

Wir hatten einen wunderbaren Abend! Wirklich beeindruckend, was Sänger und Gitarristen dort boten! Und rührend, wie nett und freundlich man uns begegnete: Nicht nur der Herr Bürgermeister und das Regionalfernsehen wurden über Mikrofron begrüßt – auch wir, die beiden deutschen Gäste.

Sollten Sie zufällig mal in der Nähe von Chiclana sein und authentischen Flamenco erleben wollen, lassen Sie sich das nicht entgehen!


Flamenco in Chiclana

 


Text: Andrea Hoffmann, Fotos: Petra Eckerl

Die schwierigste Art der Pferdedressur: Doma en Libertad
Naturtalent aus Vejer macht sich Namen in der Reiterwelt

VEJER DE LA FRONTERA. Er wollte immer nur das Eine – Reiten. Heute, mit 26 Jahren, hat Pedro Morillo seinen eigenen Reitstall und ist einer der bekanntesten Pferdetrainer in Andalusien. Morillo beherrscht die „Doma en libertad“ (Freiheitsdressur), eine Methode die allein auf Körpersprache und Vertrauen zwischen Pferd und Reiter basiert. Diese Art der Dressur setzt großes Einfühlungsvermögen und Intuition voraus. Talente, die Pedro Morillo in die Wiege gelegt worden sind, denn er hatte niemals Reitunterricht noch wurde er zum Trainer ausgebildet. Alles was er kann und heute oftmals auch zeigt, hat er sich erarbeitet und selbst beigebracht.

Wissen bleibt in den Familien

Bereits als kleiner Junge war sein größter Wunsch ein eigenes Pferd. Doch diesen Traum konnte ihm die Familie nicht erfüllen. Immerhin durfte der kleine Pedro auf dem Pferd der Nachbarn reiten. Auf dem Land ist es seit jeher üblich, dass der Vater sein Wissen und Können an die Söhne weiter gibt. - Pech für Pedro, denn seine Familie waren Bauern aber keine Reiter. „Die Leute hier auf dem Land sind sehr verschlossen“, erklärt er, „mir hat niemand freiwillig etwas beigebracht. Also ich lief umher und beobachtete die Reiter in der Umgebung. Was mir gefiel, versuchte ich nachzumachen, wenn möglich besser. Was mir nicht gefiel, das probierte ich erst gar nicht aus“, erinnert sich Morillo. Man kann sich kaum vorstellen, dass eine solche Methode tatsächlich zum Erfolg führen kann, doch Pedro hat offenbar nicht nur Pferdeverstand sondern auch eine extreme Sensibilität für die Tiere. „Ich ritt auf vielen verschiedenen Pferden und von jedem einzelnen habe ich etwas gelernt“, beschreibt er seine Ausbildung, die sich auf die Pferde als Lehrer konzentrierte.

 

doma libre

 

pedro morillo

 

pferdedressur


Das erste Pferd
„Als ich 12 Jahre alt war, bekam ich Bandolero, mein erstes eigenes Pferd. Sein Besitzer wollte ihn verkaufen und machte meinem Vater einen besonders guten Preis. Er hatte mich mit den Pferden gesehen und wollte mir helfen“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Pedro bereits einen Namen als Reiter gemacht, so dass ihm die ersten Pferdebesitzer ihre Tiere anvertrauten. Gerne hätte sich Pedro an der königlichen andalusischen Reitschule in Jerez ausbilden lassen, doch die Familie konnte nicht auf seine Arbeitskraft verzichten und hatte nicht einmal ein Auto, um den Sohn zur Schule zu bringen. Trotzdem hat es Pedro schließlich geschafft. 2003, im Alter von 19 Jahren, gründete er seinen eigenen Reitstall und arbeitet seither täglich 14 Stunden mit Pferden.

Steiniger Weg

Überhaupt war das Jahr 2003 entscheidend für den Pferdefreund. In diesem Jahr wurde „Tacito“ geboren, dessen Intelligenz und Qualität Morillo bereits in dem Fohlen erkannte. Tacito ist in seinem Stall geboren und stammt von der Stute eines Kunden. Als Bandolero, sein erst achtjähriges Pferd, auf tragische Weise umkam, kaufte er in der selben Woche Tacito. Heute ist das recht kleine und kurze Pferd sein größter Besitz und ständiger Begleiter. Ebenfalls im Jahr 2003 sah Pedro erstmals eine Vorführung der Doma en Libertad, des bekannten Franzosen Jean-François Pignon. „Diese Vorstellung hat mich so sehr begeistert, dass ich anfing sämtliche Bücher zu lesen die ich über dieses Thema finden konnte. Inzwischen gibt es ja auch in Spanien einige Reiter, die die Doma en Libertad trainieren. Wann immer es möglich war, sah ich mir ihre Shows an und begann langsam und spielerisch selbst mit dem Training“, berichtet Morillo.

Heimlich geübt

Da Pedro damals kein geeignetes Pferd besaß, nur den kleinen Tacito, übte er mit dem Pferd eines Kunden, ohne den Besitzer davon zu informieren. „Meine ersten Schritte waren wirklich ganz vorsichtig und langsam. Ich spielte mit dem Pferd, baute eine Verbindung zu ihm auf und lernte. Diese Art des Trainings war ja ganz neu für mich, so etwas hat hier keiner zuvor versucht“. Etwa ein Jahr lang arbeitete Morillo mit dem Pferd, bis er es in einer akzeptablen Form hatte. Doch das Ergebnis hat nie jemand gesehen, denn mit seinen ersten Versuchen ist er nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Erst zwei Jahre später entwickelte Morillo zusammen mit zwei Freunden die Idee einer Pferdeshow. Das Konzept ist, dem Besucher die andalusische Kultur näher zu bringen. Und das sind für Pedro vor allem Pferde und Flamenco. „Ich will zeigen, dass wir Andalusier gute Reiter und Pferdeleute sind. Ich bin sicher, das mindestens 80 bis 90 Prozent der einheimischen Reiter Pferdeverstand besitzen und das möchte ich den Zuschauern vermitteln“, erklärt Morillo.

Verschiedene Programme

2006 startete die Show „Arte & Pasion“, bei der es seither zwischen Juli und September Reit- und Dressurvorstellungen sowie Flamenco als Musik und Tanz zu sehen gibt. Obwohl die Veranstaltung inzwischen weithin bekannt ist, bringt sie dem Veranstalter nichts ein. „Wir spielen manchmal vor 30 Leuten, was natürlich sehr schade ist. Den Sommer hindurch machen wir zwar keine Verluste aber verdienen kann man daran nicht. Leider haben wir festgestellt, dass wir von den Hotels der Umgebung nicht unterstützt werden. Offenbar dirigiert man die Touristen lieber zu Hotel eigenen Veranstaltungen und rät sogar von einem Besuch unser Show ab. Aufhören will Morillo aber noch nicht. Er steht zu seinem Programm und wird auch in diesem Sommer wieder auftreten. Seinen Unterhalt verdient er derweil hauptsächlich mit Aufführungen bei Pferdeveranstaltungen in ganz Andalusien und bei Hochzeiten, für die er inzwischen auch über die Grenzen der Provinz hinaus bekannt ist. Meistens arbeitet er mit zwei Tänzerinnen zusammen, die mit dem Pferd in ihrer Mitte Flamenco tanzen. Die Idee zu dieser Choreografie kam Pedro, als er sich die Oper „Carmen“ im Fernsehen ansah. Und sie ist offenbar gut, denn inzwischen wurde die Nummer bereits mehrfach kopiert.

Wer mehr über Pedro Morillo erfahren will, findet seine Homepage unter: www.espectaculoecuestre.com.

 

Definition Freiheitsdressur (aus: Wikipedia): Die Freiheitsdressur (auch Pferdefreiheit oder nur Freiheit) ist ein Fachbegriff aus dem Zirkus und bezeichnet eine Art der Dressur, gewöhnlich mit Pferden, die nichts mit Reiten zu tun hat wie die Hohe Schule, sondern vom Boden aus nur mit Peitsche, Stimme und Handzeichen geleitet wird (Bodenarbeit).

Text und Fotos: Andrea Hoffmann

Mit dem Esel über alte Handelspfade

VEJER. Esel sind intelligent, menschenfreundlich und genügsam. Mit ihren langen Ohren und traurigen Augen rühren sie unser Herz. Die grauen Vierbeiner hatten schon immer viele Liebhaber, doch während in Andalusien unzählige Pferde gehalten werden, sind die andalusischen Riesenesel vom Aussterben bedroht. Der eingetragene Bestand liegt derzeit bei etwas über 400 Tieren. Dabei lebte noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts praktisch in jedem andalusischen Haushalt ein Esel. Noch heute sieht man in den Gassen von Vejer an vielen Hauswänden eiserne Ringe, an denen die Reit- und Lasttiere angebunden wurden.

esel

Andalusische Esel kamen aus Ägypten
„Der Esel war das Tier der Armen“, erläutert Juan, der mit Eseln aufgewachsen ist und sich vorgenommen hat, beim Erhalt dieser Rasse mitzuhelfen. „Es würde etwas fehlen, wenn es die Esel nicht mehr gäbe. Sie sind vor etwa 3000 Jahren aus Afrika gekommen und haben sich hervorragend an unser Klima und unsere Umwelt angepasst. Ohne den andalusischen Esel wäre die Geschichte dieses Landes anders verlaufen“, ergänzt der Tierfreund, der seine Freizeit für die Esel opfert. Derzeit besitzt Juan 6 männliche Esel, für die es kein Zuhause mehr gab. 4 davon sind andalusische Riesenesel, die eine Höhe von 1,60 Metern erreichen können. Leitesel Frederico, ein Katalane in der Herde, ist sogar noch etwas größer. „Die EU fördert die Zucht der andalusischen Esel“, erläutert Juan. „Eine Einheit besteht aus vier Stuten und einem Hengst. Natürlich werden deutlich mehr Hengste geboren, doch wenn es kein Geld für die Tiere gibt, sind sie für die Züchter meist nichts wert. Einige dieser Esel habe ich aufgenommen, doch ich habe nur beschränkte Mittel.“ Da lag der Gedanke nahe einen Verein zu gründen, der sich die Esel, die Traditionen und die Geschichte der Region am Leben hält. Ein Vorhaben, das Juan im vorigen Jahr umsetzen konnte.

Ein Verein zur Unterstützung der Esel
Der Verein hat bisher zwar erst 5 Mitglieder, doch diese legen ein beachtliches Engagement an den Tag. Seit April diesen Jahres bietet der Verein Eselstouren in Vejer an, die ein echtes Erlebnis sind. Unter der Führung von Juan, der mit einem immensen Wissen über seine geliebten Vierbeiner sowie über die Region und deren Geschichte aufwarten kann, geht es in einem Treck mit vier Eseln über die alten Handelspfade im Gebiet von „Buena Vista“. Die Pfade stehen unter Denkmalschutz und sind sehr gepflegt. Sie dürfen nur von Tieren und Fußgängern genutzt werden, so dass der Ausflug keinerlei Gefährdung durch oder für den Straßenverkehr darstellt. „Teilnehmen kann jeder,“ erklärt Juan. „Die Tiere haben einen ruhig Gang, sie sind menschenfreundlich und brav. Frederico trägt bis zu 150 Kilo und die andalusischen Esel können bis zu 100 Kilo transportieren. Kinder reiten entweder selbst, das können sie meist nach kurzer Zeit schon sehr gut, oder sie setzten sich mit zu Mama oder Papa auf den Esel. In jedem Fall ist das ein Erlebnis für die ganze Familie.“ Der Erlös der Eselstouren kommt direkt den Tieren zugute.

Interessante Details  Dann geht es los. Von der Gleitschirm-Basis aus führt der Weg am Bergesrand entlang, Richtung Meer. Früher war dies die wichtigste Handelsstraße für Vejer. Sämtliche Waren wurden über die Eselspfade heraufgeschafft und jeder Weg hatte seine spezielle Bedeutung. Es waren die kürzesten Wege vom Erzeuger zum Verbraucher. Über einen Pfad wurden beispielsweise Obst und Gemüse transportiert, der nächste war durch Bäume und Sträucher vor dem rauen Wind geschützt um empfindliche Waren, wie Brennstoffe, zu transportieren. Fisch kam über den so genannten „Maurenpfad“ nach Vejer, der zum einen die kürzeste Verbindung zum Meer darstellt und zum anderen von den Mauren als Fluchtweg bei der Rückeroberung von Vejer benutzt wurde. Diesen Informationen und Geschichten sprudeln nur so aus Juan heraus und man merkt wie viel Freude er daran hat, interessierten Gästen von der Geschichte der Region, vom Umgang mit den Eseln und vom Leben der Menschen zu erzählen.

Bezaubernde Aussicht
Unterstützt werden die Informationen durch die Umgebung. Kommt der Eseltreck an einem bestimmten Baum vorbei, erfährt man von dessen früherer und heutiger Nutzung. Trifft man auf spielende Kinder in den Wiesen, weiß Juan davon zu berichten, dass das Gebiet schon seit Jahrhunderten zur Erholung der Menschen diente. Im Sommer beluden sie jeden Sonntag ihren Esel und brachen mit sämtlichen Familienangehörigen zum Picknick auf. Ziel war eigentlich der Strand von El Palmar, doch so weit sind die meisten Familien gar nicht gekommen, berichtet Juan. Von dieser Geschichten kommt der 35-jährige dann zur Ausstattung der Esel, erklärt die Funktion der Packsättel, das bunte Zaumzeug und wozu die Glöckchen- und Muschelbänder dienen, die die Tiere um den Hals tragen.

esesltreck

juanino

 

GEHEIMTIPP: Die Route dauert mindestens 45 Minuten und kostet pro Person sechs Euro. Noch ist der Ausflug mit den Eseln in Vejer ein Geheimtipp und man sollte ein wenig Spanisch sprechen, um all die Geschichten und Vorkommnisse zu verstehen, die Juan zu erzählen hat. In Zukunft, vielleicht schon gegen Ende des Sommers, hofft Juan, können die Trecks zusätzlich in deutscher und englischer Sprache stattfinden. Bleibt zu hoffen, dass sich das Engagement der Vereinsmitglieder auszahlt und das Angebot von den Touristen auch genutzt wird.

WeitereInfos und Anmeldung hier: x losburrosdejuanino.com


Anmerkung der Redaktion
An dieser Stelle sei das Buch "Platero y Yo" von Juan Ramón Jiménez erwähnt. Der Erzähler und sein kleiner Esel Platero durchstreifen von Früjahr bis Winter die einsame Umgebung eines andalusischen Ortes (Moguer) - der Esel als Sinnbild für die Verbindung von Mensch und Natur. Die "andalusische Elegie", wie Jiménez selbst sein Werk nennt, gilt als eine der berühmtesten Prosadichtungen der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts.


Text: Beatrice Hohler, Fotos: Roland Beysel

Honigmuseum bei Jerez

Ein herrlicher Ausflug in die Wunderwelt der Bienen

Erlebnis der besonderen Art: wir schlupfen in weite, grüne Hosen, ziehen weiße Oberteile mit Hut und Netz vor den Augen über, riesige Handschuhe, und große Teilnehmer bekommen sogar noch Gamaschen über Hosenbein und Schuhe: wir wären bestens gerüstet für eine Faschingsfeier, doch unser Ziel ist diesmal ein besonderer Ausflug in die Natur, mitten in den Wald, direkt in die Wunderwelt der Bienen mit ihren Bienenstöcken. Kaum wird ein Stock geöffnet, sind wir dankbar für unsere Imkermontur, denn zahllose Bienen umschwärmen uns. Gut geschützt können wir das Arbeitsleben der fleißigen Bienen hautnah erleben.

Honigbienen leben in einem straff organisiertem Staat. Pro Bienenvolk gibt es jeweils eine Königin. Sie hält den Stamm zusammen, indem sie ihrem Stamm einen bestimmten Duft verleiht. Zwischen Mai und August paart sie sich gleichzeitig mit mehreren Drohnen, den männlichen Bienen, und legt dann pro Tag ca. 2000 Eier. An den herausnehmbaren Wabenrahmen können wir beobachten, wie innerhalb weniger Minuten Bienen schlüpfen. Sofort beginnen sie mit ihrem arbeitsreichen Leben, putzen sich und ihr Wabenloch.

Jeder Bienenstamm hat im Sommer etwa 50.000 bis 70.000 Arbeitsbienen, die je nach Alter genau abgestuft ihre verschiedenen Aufgaben erledigen. In den ersten 20 Lebenstagen geht es darum, innerhalb des Stockes die Wabenzellen zu putzen, die Brut zu pflegen und zu füttern, aber auch Pollen und Nektar von den Sammelbienen entgegenzunehmen. Zudem produzierten die Arbeitsbienen in dieser Zeit Wachs und bauen die Waben. Ein paar Tage lang bewachen sie den Eingang zum Bienenstock, bevor sie ab dem 20 Tag. selbst ausfliegen.

Sammelbienen sind ein besonders fleißiges Volk. Pro Tag fliegt eine Biene bis zu 30 mal aus, und besucht dabei 200 bis 300 Blüten. Um einen Liter Nektar zu sammeln, der 300 g Honig ergibt, muss eine Arbeiterbiene 20 000 mal ausfliegen. Die fleißigen Bienchen sind aber nicht nur für den Honig, sondern auch für die Bestäubung zahlreicher Pflanzen wichtig. Damit rangiert die Honigbiene hinter Schwein und Rind auf dem 3. Platz der wichtigsten Nutztiere.

Das alles und noch viel mehr erfahren wir direkt im Wald, umgeben von einem Gewusel an Bienen, die sich auf die Anzüge und Kamera setzt und alles genauso interessiert inspiziert wie wir ihre Behausung. Wir dürfen sogar die einzelnen Wabenrahmen herausnehmen und eingehend das emsige Treiben beobachten.

Als nächstes steht ein Film auf dem Programm, der nochmals eindrücklich die Arbeit der Honigbienen und die Herstellung von Honig erläutert. Wir dürfen auch gleich die verschiedenen Honigsorten probieren. Nach einer Kaffepause mit hausgemachtem Honiggepäck drehen wir sogar noch je eine Kerze aus Bienenwachs. Das süße Honigprogramm im Rancho Cortesano dauert insgesamt 3 Stunden, ein besonders interessanter und kurzweiliger Ausflug, den wir gerne wiederholen werden, vor allem wenn wieder Besuch aus der Heimat ansteht, oder wenn die mitgenommenen Honigvorräte zur Neige gehen.

Vormittags schwärmen meist ganze Schulklassen in das Museum. Samstag ist Familientag mit Führungen. Man kann aber auch zu anderen Zeitpunkten mit einer Gruppe ab 12 Personen eine Führung buchen. Gerade für die Leser von der Costa del Sol hat man uns in dem Familienbetrieb versprochen, statt um 10 Uhr auch gerne später mit einer Führung ( 9 €) zu beginnen. Das Museum selbst ist täglich geöffnet, auch Sonntag Vormittag. Der Eintritt ist frei.

Anmeldungen:

Rancho Cortesano
Carretera Cortes-Cortillo, km2
Jerez
Tel: 956- 23 75 28
www.ranchocortesano.net
miel@ranchocortesano.net


Text: Beatrice Hohler

Meersalz - das weiße Gold (Teil 1)

Salinen als Touristenattraktion in Sanlucar

Ist die Suppe versalzen, ist der Koch verliebt" – heißt es, denn dann war er wohl in Gedanken bei seiner Liebsten. Zuviel Salz ist ungesund, aber ohne Salz kann der Mensch nicht leben. Das Mineral regelt den Wasserhaushalt im Körper. Heute ist Salz billig und leicht zu bekommen. Als Salz noch rar war, galt es als „weißes Gold“ und war entsprechend teuer. In Sanlucar de Barrameda existiert noch eine der wenigen funktionsfähigen Salinen, in denen Salz nach der traditionellen Methode rein durch Verdunstung von Sonne und Wind aus Meerwasser gewonnen wird.

Die Lage ist einzigartig: eingerahmt vom Naturpark Coto Doñana, dem Pinienwald La Algaia und der seichten Flussmündung des Guadalquivir in den Atlantik liegen die Salinen Bonanza von Sanlucar de Barrameda. Das ganzjährig warme, trockene Klima mit geringen Niederschlägen sorgt für ein besonderes Ökosystem, in dem sich die verschiedensten Vogelarten wohl fühlen. Beste Voraussetzungen also, um ein reines, natürliches Meersalz zu ernten.

Auf 1.300 Hektar Fläche sind Lagunen angelegt, mit einem System aus Kanälen verbunden, um den Wasserstand in den einzelnen Becken zu regulieren. Was so einfach aussieht, ist eine Wissenschaft für sich. Nur sehr erfahrene Salineneros beherrschen diese Kunst, das Wetter, die Luftfeuchtigkeit und die Ablagerungen in den Becken genau zu beobachten, um zu wissen, wann wo wieviel Wasser abgelassen oder zugeführt werden muss.

Die sogenannten Salzgärten liegen unterhalb des Meeresspiegels. Zum Auskristallisieren braucht das Meerwasser viel Sonne, wenig Wind, damit das Salz nicht weggeblasen oder verunreinigt wird. Die Verdunstung des Meerwassers erfolgt in verschiedenen Etappen. Bei den einzelnen Becken wird unterschieden in Calentadores und .Cristalizadores. Die Calentadores sind die sogenannten Vorwärmbecken, in denen die Sonne das Wasser erwärmt. Dadurch verdunstet es, mitgeschwemmter Sand oder Algen setzen sich am Beckenboden ab. Flamingos, Enten und weitere Wasservögel nutzen diese Becken als Brutstätte. In weiteren Becken wird das Salz sukzessive immer konzentrierter, bis es schließlich in die eigentlichen Salzbeete (Cristalizadores) gelangt, die nur noch 3 – 4 cm tief sind. Das Wasser schimmert rötlich; für den Salinenmeister ein Zeichen, dass der Salzgehalt so hoch ist, dass bald geerntet werden kann. In der Regel ist der Salzgehalt im Wasser nach insgesamt neun Monaten gesättigt. Bei dieser hohen Salzkonzentration können nur noch halophile (salzliebende)Bakterien leben. Die Pigmente dieser Organismen sind hoch konzentriert. Halophile Krebse ernähren sich von diesen Mikroorganismen, und werden ihrerseits von den Flamingos gefressen, die dadurch ihre rötliche Farbe erhalten. In diesen rötlichen Lagunen kristallisiert das Salz und kann mit Rechen abgeschöpft werden. Danach wird es an der Sonne getrocknet.
 

Königin der Salze: Flor de Sal

Bei Feinschmeckern in aller Welt sehr beliebt: Flor de Sal, die Blüte des Salzes, blumig und zart, aber kraftvoll im Geschmack. Leicht löslich, zergehen diese blütenweißen Kristalle auf der Zunge. Sie sind absolut naturbelassen, natriumarm, so dass sie auch für salzarme Diäten geeignet sind; vor allem aber enthalten sie über 80 lebensnotwendige Mineralien und Spurenelemente. Flor de Sal ist daher das gesündeste und wertvollste Salz überhaupt und wird oftmals auch als „Gold des Meeres“ bezeichnet. Die feinen und milden Salzkristalle müssen von Hand geschöpft werden. Dies ist sehr aufwändig und kann nur bei optimalen Wetterbedingungen erfolgen. Viel Sonne, geringe Luftfeuchtigkeit und ein leichter Südostwind sind die Voraussetzungen für die Bildung dieser hauchdünnen Salzschicht an der Wasseroberfläche, die aussieht wie eine blumige Eisdecke. Dies kommt nur relativ selten vor. Flor de Sal, der Königin der Salze zu ernten, ist eine Kunst nach alter Tradition, die viel Erfahrung, Geschick, und vor allem viel Zeit erfordert.


Foto: proasal

Geschichte des Salzes

Die Zusammensetzung von Meersalz entspricht am ehesten der des menschlichen Blutes. Solange die Menschen noch Jäger und Sammler waren, stillten sie ihren Salzhunger vorwiegend durch tierisches Blut. Fleisch wurde meist roh oder wenig gebraten gegessen. Heute lässt sich nicht genau sagen, wann die Menschen erstmals Salz als Würzmittel verwendeten. Man geht aber davon aus, dass dies mit der Entstehung des Ackerbaus vor rund 10.000 Jahren v. Chr. begann. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass ab ca. 2000 – 3000 V. Chr. Salz erstmals durch Verdunstung von salzhaltigem Wasser gewonnen wurde.

Die alten Ägypter nutzten Salz nicht nur zum Essen, sondern mumifizierten damit ihre Toten. Vor dem Einbalsamieren legten sie den Leichnam in eine Salzlösung. Auch Lebensmittel wurden zur Vorratshaltung von den Ägyptern durch Einsalzen konserviert. In den Hochkulturen der Griechen und Römer wurde ausschließlich Meersalz verspeist. Die römischen Salzbauern verkauften den Rohstoff teuer über die sogenannte Salzstraße ins Innenland.. Salz war das "weiße Gold", mit dem Beamte und Soldaten bezahlt wurden (SOLD). Klöster, Fürsten, Kaufleute, alle profitierten von dem Salzgeschäft. In ganz Europa wurde auf Salz Steuern Abgaben und Zölle kassiert. Wegen der hohen Bedeutung galt Salz gar als Kulturgut, das in allen Religionen, aber auch in Kunst und Literatur geehrt wurde.

Die Verdunstung des Meerwassers in natürlichen oder künstlich angelegten Becken ist das älteste Verfahren der Salzgewinnung. In der Saline Bonanza in Sanlucar de Barrameda wird es noch nach alter Tradition abgebaut. Um das alte Wissen über die Salzgewinnung wieder in Erinnerung zu rufen, werden Touren durch die Salinen sukzessive als Touristenattraktion ausgebaut. Wie die Bürgermeisterin betonte, muss man in Sanlucar keine künstlichen Themenparks schaffen, sondern besinnt sich auf das, was ohnehin vorhanden ist. Ein einmaliges Ökosystem, in dem man auch die verschiedensten Vogelarten beobachten kann. Für Vogelkundler ein wahres Paradies.


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