

Der Waldrapp
- ein erfolgreiches Kooperationsprojekt für den Artenschutz
Text und Fotos: Dieter Ützmann
Der Waldrapp – in Spanien Ibis eremita genannt – zählt zu seltensten Vogelarten in Europa.
Bis vor dreihundert Jahren war er in ganz Mittel- und Südeuropa heimisch, wurde jedoch bejagt und – bis auf wenige Exemplare in Nordafrika – so gut wie vollständig ausgerottet.

Seit einigen Jahren bemühen sich der Zoo Rosegg in Österreich und das Waldrappteam in Bayern in Aufzuchtstationen um die Wiederansiedlung dieser Tiere.
Waldrappe sind Zugvögel. Das Zugverhalten wird jedoch nicht vererbt, sondern muss von den Elterntieren an die Jungen weiter vermittelt werden.
So gelang es zwar anfangs, erste nachgezüchtete Populationen auszuwildern; sie zogen zu Beginn aber in die falsche Richtung, nämlich nach Schweden!
Daraus zog man den Schluss, dass man die Jungvögel über „Eltern“ anleiten musste. Mangels natürlicher erfahrener Elternpaare wurden die Jungvögel an menschliche Zieheltern gewöhnt. Dazu wurden sie von zwei Frauen per Hand aufgezogen und auf diese konzentriert.
In den ersten Jahren bis 2023 wurden die Vögel dann mit Motorseglern in die Toskana geleitet. Eine sehr sehenswerte Dokumentation über die Aufzucht und den Flug findet man in der ARTE-Mediathek.
Es stellte sich jedoch dann heraus, dass der Klimawandel die Aufwindsituation in den Hochalpen mittlerweile so beeinträchtigt, dass die Überquerung der Alpen für die Vögel kaum noch zu schaffen war.


Also suchte und fand man eine leichtere Route nach Andalusien. Mit dem Projekt Proyecto Eremita aus Jerez fand man zudem einen geeigneten lokalen Partner, der seinerseits bereits mit der Neuansiedlung von Waldrappen in unserer Region begonnen hatte.
Im Herbst 2023 fand der erste Flug statt; Ziel war Barca de Vejer.
Die nächste Reise 2024 fand eine große Aufmerksamkeit in den deutschen Medien.
Nach einem Flug von 50 Tagen landete der Schwarm von 36 Tieren am 2. Oktober 2024 in Medina Sidonia, wo sie nach einem kurzen Aufenthalt zur Auswilderung weiter verteilt wurden, nach Barca de Vejer und zum Teil auch zum Torre Castilnovo in Conil.
Und auch die nächste Gruppe des Jahres 2025 mit 32 Exemplaren ist bereits im Trainingscamp in Taching am See (Bayern), immer aktuell verfolgbar über den Link https://www.waldrappteam.at/hlm/
Im Torre de Castilnovo haben sich zur Brutzeit mehrere Vögel niedergelassen, sie scheinen sich mit den dort seit langem ansässigen Dohlen gut zu vertragen.
Man erkennt die vom Waldrappteam aufgezogenen Vögel übrigens im Unterschied zu den bereits vom Proyecto Eremita angesiedelten an den blauen Fußringen.
Im Frühjahr konnte man sie dort gut beobachten. Eine generelle Scheu vor Menschen scheinen sie nicht zu haben, da sie ja von Menschen aufgezogen wurden. Dennoch gilt es, den nötigen Abstand einzuhalten und die Tiere nicht durch lautes Verhalten zu belästigen. Vor allem sollte man dort keine Hunde frei laufen lassen, eine Maßnahme, die – trotz eindeutiger Verbotsschilder – leider nur selten eingehalten wird.
Die Vögel haben in etwa die Größe von Hühnern, ein schwarzes Gefieder mit grünem und rotem Schimmer und krapprote Beine. Sie haben einen langen, gebogenen Schnabel und einen kahlen Kopf mit einem Federkranz (die „Punks“ unter den Vögeln).